Altbischof Noack: Revolution wäre auch ohne die Kirche gekommen

Magdeburg/Frankfurt a.M. (epd). Zur politischen Wende 1989 in der ehemaligen DDR wäre es nach Einschätzung des Magdeburger Altbischofs Axel Noack auch ohne die Kirche gekommen. Aber die Kirche und ihr jahrelanges Engagement für den Frieden hätten wesentlich dazu beigetragen, dass die Revolution friedlich geblieben sei, sagte der 69-Jährige dem evangelischen Monatsmagazin "chrismon" (November-Ausgabe). Noack gilt als einer der Wegbereiter der friedlichen Revolution in der DDR vor 30 Jahren. Als Mitglied der ostdeutschen Kirchenleitung gestaltete er später die Wiedervereinigung der evangelischen Kirche mit.

Die Kirche in der DDR habe mit der Erziehung zum Frieden auf die Einführung des Wehrkundeunterrichts in der 9. Klasse 1978 reagiert, schilderte Noack. "Sich für den Frieden zu engagieren, lässt sich biblisch gut begründen", sagte der Pfarrer. Andere Bürgerrechtsfragen nach Demokratie, Wahlrecht und Umwelt hätten sich dann um die Friedensarbeit herum entwickelt.

Nach der Wende hätten viele Angst gehabt, dass von der Ostkirche nichts bleibe und "alles nach der Melodie der EKD geht, der Westkirche", sagte Noack. "Wir hatten den Eindruck, jetzt sind wir zwar frei, aber nicht frei, unsere Positionen zu bestimmen." Schließlich sei die Wiedervereinigung der Kirchen aber "doch ganz gut gelungen". 

Die Kirche müsse die Friedensarbeit wieder ins Zentrum stellen, forderte Noack. Es sei schade, dass sich viele Friedensgruppen nach der Wende aufgelöst hätten: "Heute fehlen sie." Er plädierte dafür, wieder Friedensgruppen zu gründen. "Und die, die es schon gibt, müssen sich vernetzen", sagte er.

Frieden habe viele Aspekte, betonte Noack: "Das fängt bei feindseiliger Rhetorik an, die hatten wir in der DDR, und wir haben sie heute." Die Kirche solle Vorbild sein und besonders behutsam mit der Sprache umgehen. "Manche haben den Eindruck, dass auch unter uns in der Kirche der Ton rauer geworden ist, zum Beispiel in den Leserbriefen unserer Kirchenzeitungen", sagte er.