Afghanistans Ex-Präsident fordert Friedensprozess mit Taliban

Kabul (epd). Angesichts der prekären Sicherheitslage in Afghanistan hat Ex-Präsident Hamid Karsai die rasche Einberufung einer Loya Jirga aus Stammesältesten und Vertretern wichtiger gesellschaftlicher Gruppen gefordert. Diese traditionelle Versammlung solle den Friedensprozess im Land wiederbeleben, erklärte Karsai nach Medienberichten vom Donnerstag. Er habe die Taliban in einem Brief aufgefordert, an Friedensgesprächen teilzunehmen. Auch Pakistan komme eine wichtige Rolle zu, betonte Karsai, der von 2002 bis 2014 Präsident Afghanistans war. Kritik übte er an den Plänen der USA, mehr Soldaten ins Land zu schicken.

In den vergangenen Monaten hat sich die Sicherheitslage in Afghanistan unter Präsident Aschraf Ghani stark verschlechtert: Der Großteil des Landes ist unter der Kontrolle der radikal-islamischen Taliban oder der Terrorgruppe "Daesh", einem Ableger der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). Frühere Friedensgespräche mit den Taliban waren stets im Anfangsstadium gescheitert. Dennoch gibt es neue Bemühungen, den Prozess wiederzubeleben. In der kommenden Woche treffen im Wüstensultanat Oman Vertreter aus Afghanistan, Pakistan, China und den USA zusammen. 

Die Taliban haben ihre Beteiligung an dem Treffen der vier Staaten bislang weder ausgeschlossen noch bestätigt. Am Mittwoch traf sich nach einer siebenjährigen Pause die Afghanistan-Kontaktgruppe der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit in Moskau. Russland verstärkt seinen Einfluss in Afghanistan und bemüht sich um engere Kontakte zu den Taliban, ihren früheren Kriegsgegnern in den 1980er Jahren. Dagegen scheint der Einfluss Saudi-Arabiens in Afghanistan wegen des Konflikts mit Katar abzunehmen.