Afghanistan: Militärbischof fordert Enquete-Kommission zur Evaluation

Berlin (epd). Der evangelische Militärbischof Bernhard Felmberg hat sich für eine grundlegende Aufarbeitung des Afghanistan-Einsatzes ausgesprochen. „Wir bleiben verantwortlich, die notwendigen politischen Lehren aus diesem Einsatz zu ziehen“, sagte Felmberg am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Eine Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages sollte das Afghanistan-Engagement gründlich evaluieren“, schlug er vor. Sie sollte auch Schlussfolgerungen für andere Bundeswehreinsätze, beispielsweise in Mali, ziehen, sagte Felmberg.

Nach Ansicht des Theologen endet mit dem Abzug der letzten Bundeswehrsoldaten auch in anderen Bereichen nicht die deutsche Verantwortung für die Entwicklung des Landes. Deutschland bleibe verantwortlich „für unseren politischen Beitrag zum Friedensprozess, für die Projekte der Entwicklungszusammenarbeit, die Austauschprogramme mit den Universitäten und die Stärkung der Demokratie“, sagte Felmberg. Viele Bundeswehrangehörige, die in den beiden vergangenen Jahrzehnten in Afghanistan Dienst geleistet haben, erlebten den Abzug mit gemischten Gefühlen. Vieles sei erreicht worden, das Erreichte scheine aber gefährdet.

Der Militärbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) begrüßte, dass die Bundesregierung die Regelung zur Aufnahme von afghanischen Ortskräften, die für die Bundeswehr gearbeitet haben, großzügiger gestaltet hat. Felmberg ergänzte außerdem, für die Verwundeten und diejenigen, die an einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden, sei der Einsatz noch nicht beendet.

20 Jahren nach Beginn des internationalen Militäreinsatzes in Afghanistan hat nach Angaben der Bundeswehr am Dienstag der letzte Bundeswehrsoldat das Land am Hindukusch verlassen. Vor dem Hintergrund des Abzugs haben auch viele afghanische Ortskräfte ein Visum beantragt, um nach Deutschland übersiedeln zu können. Die große Koalition hatte sich kürzlich darauf verständigt, allen Ortskräften, die ab 2013 ein Visum für Deutschland anstrebten, ein Visum zu bewilligen. Bislang galt, dass ein Visum spätestens zwei Jahre nach der Tätigkeit für die Bundeswehr vor Ort gestellt werden musste. Auch die Kirchliche Friedensarbeit hat sich Felmberg zufolge dafür eingesetzt, mehr Ortskräften dies zu ermöglichen.