Afghanistan: Ex-Warlord ruft Taliban zu Friedensgesprächen auf

Islamabad/Dubai (epd). Afghanistans früherer Warlord Gulbuddin Hekmatyar hat die Taliban zum Frieden aufgerufen. Der 69-jährige Anführer der Hizb-Islami-Partei erklärte in einer Botschaft anlässlich des islamischen Opferfestes, alle Afghanen sollten sich für einen Dialog einsetzen. "Hunderte unschuldige Afghanen werden getötet, weil um die Kontrolle von Sicherheitsposten und Gebieten gekämpft wird", heißt es in der Erklärung, über die die pakistanische Zeitung "Express Tribune" am Dienstag berichtete.

Zudem kündigte Hekmatyar an, in den kommenden Tagen Frieden mit der afghanischen Regierung zu schließen. Der ehemalige Mudschahedin ("Gotteskämpfer") lebt seit 2001 im Untergrund. Er galt als einer der brutalsten Kriegsherren Afghanistans. Auch Afghanistans Präsident Aschraf Ghani erklärte, der Friedensschluss mit Hekmatyar werde bald erfolgen. Dieser Schritt würde es dem Kämpfer erlauben, in der Öffentlichkeit in Erscheinung zu treten und sich politisch zu engagieren.

Hekmatyar soll sich in Südafghanistan, an der Grenze zu Pakistan, aufhalten. Er hat in den vergangenen Jahren stark an Einfluss bei den aufständischen Taliban verloren. Unklar ist, ob sich Hekmatyars neuer Kurs positiv auf Friedensgespräche zwischen den Aufständischen und der Regierung in Kabul auswirken wird.

Hekmatyar kämpfte in den 80er Jahren mit Unterstützung der USA und Pakistan gegen die sowjetischen Truppen in Afghanistan. Doch er ist dafür bekannt, die Seiten nach Gusto zu wechseln. Man sagt ihm nach, er habe während der sowjetischen Besatzung Afghanistans mehr Zeit damit verbracht, andere Mudschahedin zu bekämpfen als sowjetische Soldaten. Berüchtigt ist auch seine Rolle bei der Belagerung und Bombardierung Kabuls im Bürgerkrieg 1992 bis 1996, bei der Tausende Menschen getötet wurden.