Äthiopische Regierung erklärt Militäroperation in Tigray für beendet

Frankfurt a.M./Addis Abeba (epd). Die äthiopische Regierung hat nach rund einem Monat heftiger Kämpfe die Militäroperation in der Region Tigray für beendet erklärt. Das Büro von Ministerpräsident Abiy Ahmed teilte am Montag mit, die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF), die die Region bisher kontrollierte, sei vollständig geschlagen. Nach der Einnahme der Regionalhauptstadt Mekele konzentriere sich die Regierung nun unter anderem auf die Wiederherstellung der Rechtsstaatlichkeit und die Lieferung von humanitären Hilfsgütern.

Eine unabhängige Bestätigung der Lage in Tigray gibt es nicht, weil die Region noch immer weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten ist. Die TPLF hatte bisher stets betont, die Kämpfe seien noch nicht beendet. Es gibt Befürchtungen, die paramilitärische Gruppe könnte sich nach den offenen Kämpfen in den Untergrund zurückziehen und dadurch die Region destabilisieren. Die Regierung geht der Erklärung vom Montag zufolge jedoch davon aus, dass die TPLF für Aufstände nicht mehr das nötige Potenzial besitzt.

Die Armee der äthiopischen Regierung und die TPLF lieferten sich seit Anfang November heftige Kämpfe um die Kontrolle von Tigray. UN-Schätzungen zufolge sind mehr als 47.000 Menschen ins Nachbarland Sudan geflohen. Die Konfliktforscher der International Crisis Group gehen von mehreren Tausend Todesopfern in der Auseinandersetzung aus. Regierungsangaben zufolge wurde bei der Einnahme von Mekele jedoch niemand getötet. Ministerpräsident Abiy hatte am Wochenende erklärt, die Regierung habe begonnen, zerstörte Infrastruktur wieder aufzubauen und den Betrieb essenzieller Dienste wieder aufzunehmen

Hintergrund des Konflikts ist ein Kampf um Macht und Einfluss, nicht nur in Tigray, sondern auch in der Zentralregierung. Die Tigray-Minderheit hatte im Vielvölkerstaat lange Zeit eine entscheidende Stellung in Politik und Armee. Ministerpräsident Abiy gehört zur größten Volksgruppe der Oromo. Er erhielt für den Friedensschluss mit dem verfeindeten Nachbarland Eritrea vor einem Jahr den Friedensnobelpreis.