Äthiopien: Guterres fordert uneingeschränkten Zugang zu Tigray-Region

Frankfurt a.M./New York (epd). Trotz Zusagen der äthiopischen Regierung, Hilfsgüter in die umkämpfe Region Tigray zu lassen, gestalten sich humanitäre Lieferungen weiter schwierig. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR erklärte am Dienstag in Genf, die Region sei für seine Mitarbeiter noch nicht erreichbar. Die Helfer warteten auf den dringend benötigten Zugang zu dem entlegenen Gebiet im Norden des Landes, betonte UNHCR-Sprecher Babar Baloch. 

UN-Generalsekretär António Guterres hatte zuvor den uneingeschränkten Zugang zu der Region gefordert. Die äthiopische Regierung hatte am Montag nach rund einem Monat heftiger Kämpfe die Militäroperation in Tigray für beendet erklärt. Der Regionalregierung zufolge dauern die Kämpfe jedoch noch an. Unabhängige Berichte über die Lage gibt es nicht. Guterres rief die Konfliktparteien auf, wieder zur Rechtsstaatlichkeit zurückzukehren, die Menschenrechte zu respektieren, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern und die öffentlichen Dienstleistungen wieder aufzunehmen. 

Unterdessen äußerte sich ein Sprecher des UN-Büros zur Koordinierung humanitärer Hilfe (Unocha) zurückhaltend zu Berichten, wonach auf UN-Personal geschossen worden sei. Noch sei die Informationslage zu unübersichtlich, unterstrich Sprecher, Jens Laerke. Nach den Berichten habe ein UN-Sicherheitsteam ein Camp in der Tigray-Region mit Flüchtlingen aus Eritrea besuchen wollen. Dabei sei es beschossen worden.

Die Armee der äthiopischen Regierung und die TPLF lieferten sich seit Anfang November heftige Kämpfe um die Kontrolle von Tigray. UN-Schätzungen zufolge sind mehr als 47.000 Menschen ins Nachbarland Sudan geflohen. Die Konfliktforscher der International Crisis Group gehen von mehreren Tausend Todesopfern in der Auseinandersetzung aus. 

Hintergrund des Konflikts ist ein Kampf um Macht und Einfluss, nicht nur in Tigray, sondern auch in der Zentralregierung. Die Tigray-Minderheit hatte im Vielvölkerstaat lange Zeit eine entscheidende Stellung in Politik und Armee, seit dem Machtantritt von Ministerpräsident Abiy Ahmed 2018 hat sie an Einfluss verloren. Abiy ist der erste Regierungschef, der der größten Volksgruppe der Oromo angehört.