Aachener Friedenspreis würdigt ukrainischen Journalisten Kotsaba

Aachen/Büchel (epd). Der ukrainische Journalist Ruslan Kotsaba und zwei deutsche Initiativen gegen Atomwaffen aus dem rheinland-pfälzischen Büchel erhalten den diesjährigen Aachener Friedenspreis. Der Blogger und Aktivist Kotsaba werde für sein mutiges Eintreten für Frieden, Versöhnung und Dialog zwischen den Konfliktparteien in der Ost-Ukraine geehrt, erklärte der friedenspolitische Verein Aachener Friedenspreis am Mittwoch. Kotsaba sei wiederholt wegen seiner Kritik an dem Krieg inhaftiert worden. Der Verein hofft, dem Journalisten durch die Preisverleihung in der neuen Situation nach der Präsidentschaftswahl in der Ukraine den Rücken zu stärken.

Der 52-jährige Kotsaba stammt aus der West-Ukraine. Er unterstützte den Angaben nach die Majdan-Proteste in Kiew vor fünf Jahren. Nach Ausbruch des Krieges zwischen ukrainischen Truppen und von Russland unterstützten Milizen sei Kotsaba als einziger Journalist seines Landes auf beiden Seiten der Front akkreditiert gewesen, hieß es. Kotsaba habe sich wiederholt für eine friedliche Lösung des Konflikts starkgemacht und Kritik an der ukrainischen Regierung geübt. Seine Äußerungen brachten ihm Gerichtsverfahren und Haftstrafen wegen Landesverrats und Behinderung der Arbeit der Streitkräfte ein. Trotz seiner vorläufigen Haftentlassung im Juli 2016 werde derzeit der Prozess gegen Kotsaba erneut verhandelt, hieß es. Ihm drohe eine 15-jährige Haftstrafe. 

Ebenfalls ausgezeichnet werden der "Initiativkreis gegen Atomwaffen in Büchel" und die Kampagne "Büchel ist überall! atomwaffenfrei.jetzt". Für den Initiativkreis nehme Elke Koller die Auszeichnung entgegen, für die Kampagne "Büchel ist überall" werde Marion Küpker geehrt, hieß es. Die beiden Frauen und ihre Mitstreiter setzten sich seit Jahren für einen Abzug der geschätzten 20 US-Atomwaffen ein, die auf dem Fliegerhorst in Büchel lagern sollen. Seit 1996 finden in Büchel regelmäßig Protestaktionen statt. Dabei seien die Gruppen vor Ort Anfeindungen aus der Bevölkerung ausgesetzt, hieß es. Auf dem Fliegerhorst arbeiten 1.000 Soldaten und rund 600 Zivilbeschäftigte. 

Mit der Auszeichnung wolle der Aachener Friedenspreis auch ein Signal an politisch Verantwortliche in Deutschland aussenden, erklärte der Verein. Seit den Zeiten des Kalten Krieges sei es derzeit dringender denn je, das Thema Atomwaffen wieder nach oben auf die politische Agenda zu setzen. Die Rahmenbedingungen für den Abzug von Atomwaffen hätten sich in Deutschland verschlechtert. Die Große Koalition räume dem Thema seit Jahren keine Priorität mehr ein. Auf russischer und US-amerikanischer Seite werde die Aufrüstung des Atomwaffenprogramms massiv vorangetrieben. 

Der Aachener Friedenspreis wird seit 1988 jedes Jahr an Initiativen oder Persönlichkeiten verliehen, die sich für Frieden und Dialog zwischen Konfliktparteien einsetzen. Der gleichnamige friedenspolitische Verein entscheidet über Vorschläge aus der Bevölkerung. Traditionell werden die Preisträger aus dem Ausland und aus Deutschland am 8. Mai vorgestellt, dem Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs. Die Preisverleihung findet dann auf einem Festakt in Aachen am 1. September statt, dem Internationalen Antikriegstag. Die Preise sind mit jeweils 2.000 Euro dotiert.