20 Jahre nach 9/11: EKD mahnt stärkere zivile Konfliktlösung an

München, Bonn (epd). Spitzenvertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) plädieren 20 Jahre nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA für eine stärkere zivile Konfliktlösung. „Noch immer trauen wir militärischen Mitteln viel zu viel zu“, sagte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm in einem am Freitag verbreiteten Video zum Jahrestag der Anschläge.

Zwar könne es Extremsituationen geben, in denen wehrlose Menschen nur mit Waffengewalt geschützt werden könnten, räumte er ein. Vorrang aber müssten immer zivile Mittel der Konfliktlösung haben. Jetzt sei die Zeit, über die Stärkung solcher Ansätze in den Strategien der Konfliktlösung neu nachzudenken, sagte Bedford-Strohm, der auch bayerischer Landesbischof ist.

Die Auswirkungen der Anschläge vom 11. September sind Bedford-Strohm zufolge bis heute zu spüren. Der Krieg in Afghanistan als Antwort auf die Anschläge habe weitere Todesopfer gefordert. Trotzdem seien die damit verbundenen Ziele nicht erreicht worden, der überstürzte Abzug der Soldaten habe viele verzweifelte Menschen zurückgelassen.

Der EKD-Friedensbeauftragte Renke Brahms rief dazu auf, die Ursachen für Terrorismus stärker in den Blick zu nehmen. Die Anschläge hätten gezeigt, dass das globale Wirtschaftssystem in vielen Ländern zu sozialer Ungerechtigkeit und Hass auf westliche Staaten geführt habe.

„Die Terroranschläge von 2001 haben vieles verändert“, sagte Brahms. Aber Terrorismus könne nicht mit militärischen Mitteln bekämpft werden. In Afghanistan sei militärisch nichts erreicht und eine langfristige Entwicklung nicht gefördert worden. 20 Jahre nach Beginn der Militäroperationen seien die Taliban dort wieder an der Macht.

EKD-Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber erinnerte in einem Schreiben an Kirchenpräsident John Dorhauer von der United Church of Christ (UCC), einer moderaten protestantischen Kirchenströmung in den USA, dass es nach den Anschläge auch in Deutschland vielfach Zustimmung zu den militärischen Reaktionen des Westens gegeben habe. „Heute sehen wir in Afghanistan, dass sich ein moralischer und militärischer Erfolg nicht verbinden lassen“, schrieb sie. Die gemeinsame Suche nach einem Weg des Friedens dürfe nicht aufhören.

Am 11. September 2001 hatten Mitglieder der islamistischen Terrororganisation Al Kaida in den USA vier Passagierflugzeuge entführt. Zwei steuerten sie in die beiden Türme des World Trade Center in New York, eine weitere Maschine in das Pentagon in Washington DC. Das vierte Flugzeug stürzte südlich von Pittsburgh ab, nachdem Passagiere versucht hatten, die Kontrolle über die Maschine zu erlangen. Fast 3.000 Menschen starben bei den Anschlägen.