14-Jähriger verlässt nach antisemitischen Attacken Berliner Schule

Berlin (epd). Ein jüdischer Schüler einer Gemeinschaftsschule in Berlin-Friedenau ist Medienberichten zufolge monatelang wegen seiner Herkunft von Mitschülern gemobbt und antisemitisch attackiert worden. Nach einem Bericht des "Tagesspiegel" (Sonntag) haben die Eltern den 14-Jährigen nach einer körperlichen Attacke jetzt von der Schule abgemeldet. Der Schulleitung werfen sie vor, auf die Vorfälle zu spät reagiert zu haben. Über den Fall hatte zuerst die jüdische Wochenzeitung "The Jewish Chronicle" berichtet.

Der Schulleiter habe die Vorfälle bestätigt, auch, dass die tatverdächtigen Schüler aus türkischen beziehungsweise arabischen Familien stammen, schreibt der "Tagesspiegel". Zugleich wies der Direktor die Vorwürfe der Eltern zurück. Die Schule habe sich von Anfang an um eine Lösung des Konflikts bemüht. 

Nach Darstellung des Vater des Jungen, war "das absolute Gegenteil" der Fall. Die Schulleitung habe überhaupt nicht reagiert, sagte er der Zeitung. "Wir haben ja nicht einmal einen Termin für ein Gespräch bekommen, obwohl das Mobbing sofort losging, als unser Sohn Anfang Dezember vergangenen Jahres in die Schule kam."

Damals soll ein Mitschüler gesagt haben, er könne nicht mit dem 14-Jährigen befreundet sein, weil "Juden alle Mörder sind". Obwohl die antisemitischen Beleidigungen nicht aufhörten, habe der Schulleiter die Auseinandersetzung mit den Verursachern auf die lange Bank geschoben, so die Darstellung der Eltern. Sie hätten zudem bemerkt, dass in der Schule auch andere rassistische oder homophobe Beleidigungen an der Tagesordnung seien, aber nichts geklärt wurde. Auch die Anzeige durch den Schulleiter nach dem tätlichen Übergriff auf den 14-Jährigen vor etwa drei Wochen sei erst auf Druck der Eltern erfolgt.

Bei dem Vorfall an einer Bushaltstelle hatten zwei Mitschüler den 14-Jährigen in den Schwitzkasten genommen und mit einer Spielzeugpistole Plastikteile auf ihn geschossen. Auf ihrer Homepage bedauert die Schule die Vorfälle und verweist zugleich darauf, dass die Bildungseinrichtung seit 2016 den Titel "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" trägt. 

Der Fall sei der erste, bei dem das Kollegium das Problem des Antisemitismus wahrgenommen habe, heißt es. Die betreffenden Schüler sollen deshalb von der Schule verwiesen werden. 

Nach Einschätzung des Sprechers und Koordinators des Vereins Jüdisches Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA), Levi Salomon, handelt es sich nicht um einen Einzelfall. "Wir hören immer wieder von solchen Angriffen", sagte Salomon dem "Tagesspiegel". Immer wieder würden jüdische Familien in Berlin ähnliche Erfahrungen machen. Viele Betroffene scheuten sich, die Vorfälle an die große Glocke zu hängen. "Wir bieten Beratung an und wissen deshalb, dass der Antisemitismus in Berlin nicht geringer geworden ist - im Gegenteil: er ist wieder hoffähig, die Hemmungen sind gefallen", sagte Salomon.