Predigt des EKD-Friedensbeauftragten am 7. Kirchlichen Aktionstag gegen Atomwaffen (2024)

"...und kaufe ein Schwert" - das Schwert des Geistes, das das Wort Gottes ist

Predigttext Lk 22,35-38: 35 Und er sprach zu ihnen: Als ich euch ausgesandt habe ohne Geldbeutel, ohne Tasche und ohne Schuhe, habt ihr je Mangel gehabt? Sie sprachen: Nein, keinen. 36Da sprach er zu ihnen: Aber nun, wer einen Geldbeutel hat, der nehme ihn, desgleichen auch eine Tasche, und wer’s nicht hat, verkaufe seinen Mantel und kaufe ein Schwert. 37Denn ich sage euch: Es muss das an mir vollendet werden, was geschrieben steht Jes 53,12: »Er ist zu den Übeltätern gerechnet worden.« Denn was von mir geschrieben ist, das hat ein Ende. 38Sie sprachen aber: Herr, siehe, hier sind zwei Schwerter. Er aber sprach zu ihnen: Es ist genug.

Liebe Schwestern und Brüder,

da sind Sie wieder da. Jedes Jahr zum Aktionstag. Das siebte Mal jetzt. Und ich sehe in viele Gesichter, die schon seit 30, 40 Jahren hier sind. Und die seit 35 Jahren fordern, dass nun endlich die letzten amerikanischen Atomwaffen aus Deutschland abgezogen werden. Seit sieben Jahren nun der Aktionstag. Schön, dass Sie da sind. Schön, dass Ihr da seid. Und dass wir hier gemeinsam Gott loben, dass wir zu Gott rufen und bitten: Gib Frieden, Herr. Und dass wir darauf bestehen, dass das, was das Weltrecht ist, nämlich, dass Atomwaffen kein Mittel der Auseinandersetzung des Krieges sind, dass das umgesetzt wird und Wirklichkeit wird.

Vor sieben Jahren waren es, so habe ich gehört 1000, dann 600, dann 150, dann 120 Menschen, die sich haben einladen lassen. Heute vielleicht auch wieder 120. Was ist los, werde ich immer gefragt als Friedensbeauftragter, mit der Friedensbewegung? Gibt’s die noch? Ich sage: Selbstverständlich. Solange es die Kirche gibt, gibt es die Friedensbewegung. Denn die Kirchen sind ein Teil der großen Friedensbewegung Gottes. Und das für den Glauben zentrale Wort Friede, Schalom, der Friedensgruß, der Segen zum Frieden all das ist es, was uns unmittelbar miteinander verbindet, über alle unterschiedlichen Geschmäcker hinweg, die wir in den Konfessionen haben. Das wir miteinander auf einem Weg hin zu Seinem Friedensreich sind, ist für uns alle völlig unstrittig. Und eins kann ich schon jetzt versprechen: Es wird eine Welt ohne Atomwaffen geben! Denn spätestens, wenn der Herr wiederkommt, ist eins ganz klar. Die Atomwaffen verschwinden!

Für heute habe ich einen Text aus dem Lukasevangelium ausgesucht, der uns herausfordert und kompliziert ist, weil er dazu auffordert, Waffen zu kaufen. Haben Sie das mitbekommen beim Hören? Die Schwertfrage ist ja immer wieder eine, die pazifistisch Gesinnten um die Ohren gehauen wird nach dem Motto: Schaut doch mal genau hin. Da waren Offiziere und Soldaten. Und die Jünger hatten doch auch Schwerter. Und überhaupt, wie ist das mit der Gewalt, der Gewaltlosigkeit und den Waffen, wenn Jesus sagt: „Ich bin nicht gekommen Frieden zu bringen, sondern das Schwert“?

Und deswegen dachte ich, ist es gut, nicht einen bekannten Friedenstext, sondern einen, der uns herausfordert, zu wählen. Und so lasst uns Nachdenken darüber, wie diese Worte aus dem Lukasevangelium im 22. Kapitel zu verstehen sind. 

Gott schenke uns ein Wort für unser Herz und ein Herz für sein Wort. Amen.

„Da sprach er zu ihnen: Aber jetzt, wer einen Geldbeutel hat, der nehme ihn, desgleichen auch eine Tasche, und wer’s nicht hat, verkaufe seinen Mantel und kaufe ein Schwert.“

Jesus geht den Weg ans Kreuz, und die Dinge verändern sich. Und so gibt er den Jüngern eine neue Orientierung. Um recht zu verstehen, was hier gemeint ist, müssen wir uns den ganzen Kontext anschauen, sonst machen wir den gleichen Fehler, den die Jünger so gerne machen. Sie verstehen nicht. Das finden wir oft in den Evangelien, dass die Jünger nur ein bisschen verstehen. Und so ist das bei uns ja auch. Man versteht nur ein bisschen von der großen Herrlichkeit und Liebe Gottes. Die Jünger nämlich ziehen gleich zwei Schwerter nach Jesu Worten und sagen: Hier sind welche. Und Jesus sagt: Hört auf!  - So ist es: Nichts begriffen!

Jesus spricht davon, dass es ein Schwert braucht. Aber eben gerade nicht das Schwert, das die Jünger dabei haben. Und wir haben oft eine falsche Vorstellung von den Jüngern. Wir stellen sie uns als verklärte Schar frommer und friedlicher Frauen und Männer vor. Männer, die ganz im Geiste Jesu, der Gewaltlosigkeit unterwegs sind. Fromm und fröhlich mit dem Herrn. Aber die meisten von Ihnen wissen es. Das waren ganz verschiedene Menschen. Männer und Frauen mit sehr harten und unterschiedlichen Herkünften. Da waren welche dabei, die hatten das Schwert sehr wohl benutzt und hatten deswegen auch noch eins dabei. Denn sie waren Zeloten und hatten vor ihrem Leben mit Jesus bei jeder Gelegenheit versucht, den ein oder anderen Römer oder Kollaborateur zu erstechen. Besser, man tötet die Besatzer, als friedlich mit ihnen zusammenzuleben. Und diese Männer hatte Jesus herausgerufen auf den Weg des Friedens. Und sie waren ihm gefolgt.

Es gibt ein interessantes Jesuswort aus dem Thomas-Evangelium, das Gott sei Dank nicht in die Bibel aufgenommen wurde. Denn das Hauptproblem der jesuanischen Rede in Gleichnissen ist, die Bild- und die Gleichnis-Ebene unterscheiden zu können von der Realwort-Ebene. Und das ist oft gar nicht so einfach. Ich erzähle kurz das Gleichnis, damit Sie verstehen, worum es geht.

Jesus sagt im Thomas-Evangelium: Das Reich Gottes ist wie ein Attentäter. Er nimmt das Schwert und sticht es in die Wand, um zu testen, ob die Kraft reicht. Dann geht er hin und tötet ihn. 

Ich bin heilfroh, dass unsere klugen Schwestern und Brüder, die die Heilige Schrift zusammengestellt haben, dieses Jesus-Wort aussortiert haben. Aber es ist ein Wort, das in die Situation der Jünger passt, weil Jesus es genau denjenigen Leuten sagt, die das getan haben, jemanden umbringen. Er sagt, so wie ihr früher Römer auf dem Marktplatz erstochen habt, mit der gleichen Energie sollt ihr euch jetzt einsetzen für das Reich Gottes und den Frieden. So ist das Reich Gottes. Mit aller dieser Kraft müsst ihr darangehen. 

Und? Die Tradition hat es kassiert. Sonst hätten wir heute womöglich mit jeder Menge christlicher Attentäter zu tun, die sich auf dieses Wort berufen und sagen würden, Jesus hat das doch gesagt. Danke, liebe Geschwister vor uns, dass ihr da aufgepasst habt.

Denn Jesus erzählt dieses Gleichnis und beschreibt dort mit den gleichen Worten, was in unserem Text sich findet: Das Schwert. Es ist ein kurzes Schwert. Man muss bei den Schwertern immer unterscheiden. Es gibt die großen, langen Kampfschwerter. Da kann man mit einem Hieb einen ganzen Arm oder Kopf abhauen. Und die kleinen Schwerter. Damit geht kein Kriegsgeschäft, aber damit kannst du jemanden stechen und dich verteidigen im Ernstfall. Das ist sozusagen, um es heute auszudrücken, der Unterschied zwischen einem Kampfschwert und einem Polizeischwert. Das eine zur Abwehr von Diebstahl und Bedrohung, das andere für den Krieg, den Kampf und das Töten.

Das zweite konnten sich die Jünger gar nicht leisten, die Zeloten. Sie hatten meist nur das erste, das kleine Schwert. Und doch redet Jesus hier nicht über ein echtes Schwert, sondern er redet über das Schwert des Geistes, das Schwert des Wortes Gottes. So wie er gesagt hat an anderer Stelle, ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Und das sagt er in einem Zusammenhang, wo deutlich wird, es gibt, wenn man dem Wort Jesu folgt, Streit. Es gibt Streit in den Familien, der Vater wird sich von dem Sohn oder der Tochter entzweien. Die Mutter von der Tochter und dem Sohn. So beschreibt er es. So geht das Schwert durch die Familien, der Streit scheidet. 

Und wir erleben in unseren Tagen, wie das Schwert, dieses Schwert in unseren Familien auch wütet und weh tut. Wie die Meinungen auseinandergehen und wie schnell man einander verletzt, oft auch gerade in der Frage des Friedens. Und wie wenig wir bereit sind, der Schärfe des Wortes Gottes zu folgen. Wir spüren es alle in unserem Herzen, dieses Schwert. Denn das Wort Gottes sagt uns ja zum einen, legt das Schwert weg, seid gegen Waffen, widersteht dem Bösen nicht mit Bösem. Aber es sagt auf der anderen Seite auch ganz klar: Liebe Deinen Nächsten, tu alles, um ihn zu schützen. Und diese Zerreißprobe, dieses Schneidende, das spüren wir alle im Herzen, wenn wir an die Ukraine denken, an die Waffenlieferungen, wenn wir an die komplexen Fragen in Gaza und in Israel denken. Da spüren wir uns alle zerrissen. Und spüren diesen Schmerz des Wortes Gottes, seines Schwertes. Und wer diesen Schmerz nicht mehr spürt, der ist auf dem falschen Weg, der hört nicht mehr auf sein Wort, der ist nicht mehr bereit, Christus zu folgen. Hat alles abgetan, sich hart gemacht und ist nicht mehr bereit, der Liebe Gottes zu folgen.

Jesus beschreibt hier im 22. Kapitel eine neue Zeit. Aber jetzt! Bis dahin, und das sagt er seiner Jüngerschaft, habe ich euch ausgeschickt, ohne Tasche, ohne Geld. Kein Stock, keine Bewaffnung, nichts. Ihr solltet euch völlig wehrlos den Leuten ausliefern. Wie ich das auch tue und getan habe. Und ihr werdet sehen, weil ich mit euch bin und mein Geist mit euch ist, werdet ihr versorgt werden, ihr werdet aufgenommen, ihr werdet erleben, dass Menschen euch gerne aufnehmen. Und wenn nicht, schüttelt euren Staub von den Füßen und geht weiter. Ihr werdet böse Geister austreiben und Krankheiten heilen und Menschen gesund machen. Das alles findet statt in einem militärisch besetzten Land, denn das waren keine Friedenszeiten. 

Der eine Aufruf, der uns auch heute gilt: Schauen, wo kann ich helfen und heilen, wo sind die bösen Geister des Hasses und der Gewaltbereitschaft unterwegs, wo kann ich dort helfen und heilen mit dem Wort Gottes und seiner Liebe.

Und wenn ich hier in Eure Gesichter sehe, dann sehe ich da jahrzehntelange Lebenserfahrung in dieser Arbeit und diesem Kampf auf diesem Weg. Und ich habe hohen Respekt, weil ich weiß, was Ihr alles schon durchgemacht habt, wie tapfer Ihr gestanden seid. Und dass wir uns eingesetzt haben für den Frieden an so vielen Stellen, vor dem Mauerfall, vor der Friedlichen Revolution, und auch danach. Dafür haben wir alle einen Nobelpreis bekommen, nämlich den Friedensnobelpreis als Europäer. Darauf sollten wir stolz sein und diesen Nobelpreis auch tapfer verteidigen und dafür einstehen, dass es um Frieden in Europa geht und nicht um Aufrüstung, Rache, um Hass und Angst.

Jesus hatte sie losgeschickt, ohne Stab, und ohne Brot und Geld. Ja sogar ohne zwei Unterkleider. Also selbst die Unterwäsche musste man täglich waschen. Das war so bei der Aussendung der Zwölf und auch bei der Aussendung der 70. So hat er sie geschickt, und als sie wiederkamen, hat er gefragt, habt ihr Mangel gelitten, und sie sagen: Nein.

Aber jetzt! sagt er. Aber jetzt ist es anders. Es kommt die Zeit, wo Jesus nicht da ist und wo der Streit ausbricht. Wo die Feindschaft gegen Jesus massiv und brutal wird, wie wir dies einige Verse weiter in der Passionsgeschichte lesen können. Feindschaft in einer Brutalität, die wir jedes Jahr bedenken mit Verhaftung, Verspottung, Folterung, Bespeien, Kreuzigen, ein brutaler Weg. Und Jesus weiß, dass denen, die ihm folgen, dieser Weg auch drohen kann. Deswegen sagt er, ihr müsst nun vorsorgen, ihr müsst Geldbeutel und Tasche, ja ihr müsst einen Schutz mitnehmen, damit ihr nicht umkommt, wenn die Feindschaft aufbricht, ihr nicht untergeht, sondern einander helfen und einander schützen könnt.

Das Schwertwort ist hier kein Ja-Wort zur Gewalt, kein Ja dazu andere zu töten, sondern es ist der Aufruf dazu, schutzbereit zu sein. Wenige Verse später in Lukas 23 im Garten Gethsemane kommt es dann zur Szene, wo die Jünger das Schwert ziehen, um Jesus zu schützen. Bei Lukas fragen sie sogar vorher noch nach: Sollen wir mit dem Schwert dreinschlagen? Und wie so oft bei den Gewaltbereiten, sie warten nicht auf die Antwort, sondern haben das Schwert schon gezogen, um ihren Herrn zu schützen, und schlagen dem Knecht des Hohepriesters ein Ohr ab. Jesus sagt: Lasst es. Und heilt sofort das Ohr. Er verhindert einen Kampf, er verhindert einen Krieg. Er ist bereit, sich gewaltlos verhaften zu lassen. Er bleibt konsequent bei dem, was er gelehrt hat. Er geht den Weg weiter und verbietet seinen Jüngern den Kampf. In Matthäus 26 sagt Jesus es noch klarer: Stecke das Schwert an seinen Platz, denn alle, die das Schwert nehmen, werden durch das Schwert umkommen. Auch wenn die Jünger hier aus Liebe zu Jesus handeln wollen, aus völlig verständlicher Verteidigung des Guten, Jesus verbietet es. Und: Die ganze Lehre Jesus zeigt uns, dass er ein Mann der Gewaltlosigkeit ist. Er wehrt sich nicht physisch, er lässt sich foltern und geißeln, ja, er geht ans Kreuz. Und selbst am Kreuz verflucht er nicht seine Straftäter, nicht die, die ihn quälen, nicht die Mörder, sondern er bittet Gott, dass er ihnen vergeben soll, denn sie wissen nicht, was sie tun. Im Petrusbrief steht über Jesus: Der gescholten nicht widerschallt, leidend nicht drohte, sondern sich dem übergab, der gerecht richtet. 

Jesus hat als Meister so gelebt. Und das bleibt für unser Nachdenken und für die Nachfolge eine große Herausforderung - sanftmütig auf dem Weg des Friedens Christus zu folgen. Denn Christus hat für uns gelitten, uns ein Beispiel hinterlassend, damit wir seinen Fußstapfen folgen. Jesus ist also ganz klar in der Ablehnung der physischen Gewalt, und doch, und das betont dieses „Aber jetzt“, kommen wir jetzt in einen geistlichen Kampf. Paulus beschreibt diesen Kampf so: Denn obwohl wir am Fleisch wandeln, kämpfen wir nicht nach dem Fleisch, denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, materiell, sondern göttlich, geistlich. Und mächtig zur Zerstörung von Festungen.

Viele von uns haben zurzeit im geistlichen Kampf das Gefühl, dass unsere Schwerter zu stumpf und vielleicht auch zu klein sind. Manche haben das Gefühl, dass die wieder neu entstehenden großen Festungen, die da heißen atomare Abschreckung, Aufrüstung, Geist und Logik der Abschreckung, dass sie zu groß sind. Wir müssen uns schützen, das ist vielen so klar. Russland hat angegriffen, die Ukraine ist im Krieg. Demnächst sind auch wir an der Reihe, wird gesagt. Diese Festungen, die da aufgerichtet werden, wie schwer fällt es uns, an ihnen zu kratzen mit unseren kleinen geistlichen Schwertern. Wie schwer ist es in den Debatten, sich zu verständigen und überhaupt einen Weg zu finden, einander zuzuhören. Und doch. Gottes Wort ruft uns auf, diesen Kämpfen nicht auszuweichen. Ja seinem Wort treu zu bleiben, es rein zu bewahren und das Schwert des Geistes, das das Wort Gottes ist, wie es im Epheserbrief heißt, nicht wegzustecken, sondern gerade jetzt zu ziehen, und geistlich zu kämpfen. 

Wir sind hier, weil wir genau in diesem geistlichen Kampf als Christinnen und Christen sagen, Atomwaffen dürfen keinen Platz haben in unserer Welt. Man darf mit ihnen nicht einmal drohen. Und dafür stehen viele hier schon lange. 

Ich komme aus einer Stadt, die heißt Magdeburg, das ist der Bischofssitz der mitteldeutschen Kirche. Und im Dreißigjährigen Krieg wurde sie so brutal zerstört, dass man das damals „magdeburgisieren“ nannte, wenn man eine Stadt nahezu auslöschte. In der DDR-Zeit gab es auch Städtepartnerschaften, und es gab eine Städtepartnerschaft mit der Stadt Nagasaki, so dass sich ein Stück verstrahlte Erde in einer Kapsel auf einem Friedensdenkmal in Magdeburg befindet, das die Verbindung zwischen Magdeburg und Nagasaki, den Städten, die brutal im Krieg zerstört wurden, aufzeigt. Zu einer Skurrilität der Friedlichen Revolution, der Zeit danach, gehört es, dass die Stadt Magdeburg in den 90er Jahren alle in sozialistischer Zeit geschlossene Städtepartnerschaften beendete. Absurd. Und trotz massiven Einspruchs wurde auch die Städtepartnerschaft zu Nagasaki beendet. Mit anderen frage ich mich, ob wir das nochmals in Frage stellen und neu auf die Stadtratsliste setzen. Nagasaki und Hiroshima, wir haben es vorhin gehört. Unglaubliches Leid. Und gerade jetzt, wo die Spannungen mit Russland weiter steigen, ist ein Ausstieg aus der atomaren Abschreckung so dringend nötig. Geist, Logik und Praxis der atomaren Abschreckung führen zwangsläufig ins atomare Verderben. Deswegen ist der Verzicht auf den atomaren Erstschlag seitens der NATO, wie er auch im Friedensgutachten vor zwei Jahren gefordert wurde, unmittelbar nötig. Wir rufen von hier aus dazu auf.

Wir rufen ebenfalls dazu auf, dass die Atomwaffen nicht gen Osten weiter verlagert werden, sondern dass es dabei bleibt, dass die Atomwaffen nicht gen Osten gestellt und in die Nähe der russische Grenzen gebracht werden. 

Und wir rufen dazu auf, dass endlich das, was im Zwei-plus-Vier-Vertrag verabredet war, geschieht, , dass alle Atomwaffen aus Deutschland abgezogen werden. Die sowjetische Seite hat das bis zur letzten Rakete getan. Von amerikanischer Seite ist es noch offen. Will sagen: Es wird Zeit!

Viele von Ihnen, von uns, sind seit Jahrzehnten ganz klar gegen Atomwaffen und damit sind wir uns einig als Christen in der Welt. In der Weltversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Karlsruhe wurden nochmals ausdrücklich alle christlichen Kirchen aufgerufen, bei ihren Regierungen dafür einzutreten, dass man dem Atomwaffenverbotsvertrag beitritt. Das rufen wir unserer Regierung heute aus Büchel zu: Tretet endlich dem Atomwaffenverbotsvertrag bei und tragt mit dazu bei, dass Atomwaffen geächtet werden. 

Es gehört mit dazu, dass viele von uns, die seit Jahrzehnten gegen Atomwaffen unterwegs sind, auf die grandiose Idee dieses Atomwaffenverbotsvertrages nicht gekommen sind. Da brauchte es junge Leute, Studentinnen und Studenten, die gesagt haben, wieso gibt es eigentlich einen Nichtverbreitungsvertrag, nicht aber einen Atomwaffenverbotsvertrag? Sie haben es bis in die UNO geschafft, und wir haben es vorhin gehört, der kleine Vertrag hat hier getanzt. Er ist noch sehr klein, er wird größer werden, er braucht unsere Unterstützung. Und deswegen sind wir heute auch hier, dass dies Kraft gewinnt und weiter voran geht. 

Jetzt, sagte Jesus, jetzt ist es so, wer einen Geldbeutel hat, der nehme ihn, desgleichen auch eine Tasche. Und wer es nicht hat, verkaufe seinen Mantel und kaufe ein Schwert. Liebe Schwestern und Brüder. Lasst uns unser Geld und lasst uns das, was wir in der Tasche haben, lasst uns das, was wir für den geistlichen Kampf bereitstellen können, nicht wegtun, sondern mitnehmen und in die Auseinandersetzungen der kommenden Tage, Wochen, Jahre, vielleicht Jahrzehnte gehen. Mutig und getrost. Wissend: Wir sind Teil der Friedensbewegung Gottes. Gott wird uns helfen und stärken. Am Ende wird es eine atomwaffenfreie Welt geben. Gott sei Dank. Lasst uns dafür eintreten. Schon heute und hier. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.