Zentralkomitee der deutschen Katholiken diskutiert über Friedensethik

München (epd). Für einen dauerhaften Frieden in der Ukraine und in Europa braucht es eine tiefgreifende politische und gesellschaftliche Transformation Russlands, ist sich Andriy Mykhaleyko, Privatdozent am Lehrstuhl für Mittlere und Neue Kirchengeschichte an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, sicher. Bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) am Freitag in München sagte er laut Mitteilung des ZdK, dass ein Ende des Krieges nicht automatisch den Übergang in eine friedliche Koexistenz Russlands mit der Ukraine bedeute.

Um einen Frieden realisieren zu können, braucht es nach Clemens Ronnefeldt, Friedensreferent beim Internationalen Versöhnungsbund, „eine breite internationale Unterstützung für einen Waffenstillstand, ein Ende des Blutvergießens und der Zerstörungen in der Ukraine, einen Rückzug der russischen Invasionstruppen sowie umfangreiche humanitäre Hilfe für die notleidende ukrainische Bevölkerung“. Bei der Diskussion unter dem Titel „Zwischen Krieg und Frieden: Ethik, Strategien und Visionen für die Ukraine“ bezeichnete er das Telefonat, das Xi Jingping jüngst mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyi geführt habe, als Hoffnung, dass verhärtete Muster aufbrechen könnten. Daran müsse weiter gearbeitet werden.

Birgit Aschmann, ZdK-Sprecherin für ethische und politische Grundfragen, sagte laut Mitteilung: „Die nähere Vergangenheit gehört zu den strittigsten Fragen der aktuellen Politikdebatte. Hätte man den Krieg kommen sehen müssen? Welche Verantwortung ist den Politikern der Jahre vor der Zeitenwende anzulasten?“ Annegret Kramp-Karrenbauer, Sprecherin des ZdK für nachhaltige Entwicklung und globale Verantwortung, hatte zuvor in die Thematik eingeführt und von der „Notwendigkeit einer Friedensethik in Kriegszeiten“ gesprochen. Man müsse nun auf mehr europäische Zusammenarbeit setzen und über die aktuelle militärische Auseinandersetzung hinausdenken.

Im Zentrum der Diskussion stand das offensichtliche Dilemma, Frieden möglichst schnell zu wollen, aber militärische Unterstützung der Ukraine zu leisten. Der Leiter der Professur für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr in München, Carlo Masala, stellte heraus, dass „auf dem Schlachtfeld auch über die bessere Position am Verhandlungstisch entschieden“ werde. Deshalb müsse die Ukraine militärisch unterstützt werden. Nur so könne ein Verhandlungsfriede erreicht werden, der keinen Diktatfrieden Russlands bedeute.