Bedford-Strohm: Auch Krieg in Ukraine kein Argument gegen Abrüstung

Kitzingen (epd). Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm sieht trotz des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine keine Notwendigkeit für steigende Rüstungsausgaben in Nato-Ländern. Bei der Reaktion des Westens dürfe es „nicht um mehr Geld für Rüstung gehen“, sondern „um mehr friedens- und sicherheitspolitische Intelligenz“, sagte Bedford-Strohm am Samstagabend im unterfränkischen Kitzingen in einem Friedensethik-Vortrag unter der Überschrift „Gerechter Friede durch militärische Gewalt?“.

Alle Nato-Staaten hätten 2022 zusammen 1,232 Billionen US-Dollar für Rüstung ausgegeben, zitierte Bedford-Strohm Zahlen des Sipri-Instituts aus Stockholm. Das seien 55 Prozent der weltweiten Rüstungsausgaben. Die Ausgaben Russlands lagen dagegen bei 86,4 Milliarden US-Dollar. Selbst wenn diese Zahl um ein Mehrfaches höher angesetzt würde, lägen die Ausgaben Russlands weit unter den Etats der Nato-Länder. Es gebe deshalb keine überzeugenden Argumente „gegen deutliche Abrüstungsschritte“, auch nicht gegen einseitige.

Angesichts der enormen Rüstungsausgaben sagte Bedford-Strohm, bleibe die „drastische Unterfinanzierung ziviler Möglichkeiten“, menschliches Leben zu retten, „ein moralischer Skandal“. Noch immer stürben jeden Tag weltweit um die 20.000 Menschen, weil sie nicht genug zu essen haben oder ihnen die medizinische Versorgung fehlt. Es bräuchte 39 bis 50 Milliarden Dollar jährlich, um allen weltweiten Hunger zu überwinden. Kein Finanzminister könne daher behaupten, das sei unerschwinglich: „Nein, das ist es nicht.“