Bischof Wilmer warnt vor neuer Flüchtlingskrise
Hildesheim, Osnabrück (epd). Der Hildesheimer katholische Bischof Heiner Wilmer hat vor einer neuen Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer gewarnt. In Afrika drohe angesichts steigender Lebensmittelpreise durch den Ukrainekrieg eine „riesige Hungerkrise“, die Menschen zur Flucht Richtung Europa treibe, sagte Wilmer den Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse in Osnabrück. „Ich fürchte, das Mittelmeer wird ein noch größeres Grab als bisher werden.“
Die Frage von Waffenlieferungen an die Ukraine bedeute ein Dilemma, betonte der Bischof, der Vorsitzender der Deutschen Kommission Justitia et Pax (Gerechtigkeit und Frieden) ist. Egal wie die Entscheidung ausfalle: „Wir werden uns definitiv schuldig machen.“ Allerdings halte er derzeit Waffenlieferungen für eine Pflicht. Wer aus einem extremen Pazifismus heraus nichts tue, lade die größere Schuld auf sich.
Wilmer forderte die Bundesregierung auf, sich darüber hinaus stärker um die Aufnahme echter Friedensverhandlungen zu bemühen. Allerdings dürfe nicht die Abwesenheit von Krieg das Ziel sein, sondern ein gerechter Frieden. „Recht soll wiederhergestellt werden“, sagte der Bischof. Zwar verkörpere Russlands Präsident Wladimir Putin das Böse, mit dem auch aus christlicher Sicht nicht diskutiert werden könne. Dennoch „sollten wir in unserem Denken die Möglichkeit bewahren, dass man mit Putin vielleicht doch irgendwie reden kann. Russland nur zu isolieren, hilft nicht.“
Wilmer forderte die katholische Kirche auf, sich mit den ökumenischen Partnern weiterhin um Vermittlung zwischen den Kriegsparteien zu bemühen. Auch wenn die russisch-orthodoxe Kirche die Tür zugeschlagen habe, bleibe die Möglichkeit, später erneut anzuklopfen. „Ich vertraue darauf, dass sich Gesprächspartner ändern können und sie sich eines Tages doch darauf einlassen, sich in die Augen zu schauen, statt Auge um Auge zu kämpfen“, sagte der Bischof. „Ich lasse mir nicht die Hoffnung madig machen, dass Frieden nicht doch auch jetzt wieder möglich werden könnte.“