Studientag in Breklum fragt nach Klimaaktivismus und der Rolle der Kirche

Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten von Gruppen wie Ende Gelände, Extinction Rebellion oder Letzte Generation machen mit spektakulären Störaktionen im öffentlichen Raum auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam, unter anderem mit der Besetzung von Kohlegruben, Hungerstreiks, künstlerischen Interventionen in Museen oder dem Ankleben auf Auto- und Landebahnen. Ihre Aktionen zivilen Ungehorsams liegen oft auf der Grenze zur Illegalität und werden teilweise strafrechtlich verfolgt. Das hat eine hitzige gesellschaftliche Debatte um ihren Nutzen für die Klimawende entfacht.

Kirchen, die sich im „Konziliaren Prozess“ einem gemeinsamen „Pilgerweg zu Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“ verschrieben haben, sind durch die konkreten Anfragen von Aktivistinnen und Aktivisten herausgefordert, sich zu den Aktionen und ihren Auswirkungen zu verhalten. Als Teil der „Churches For Future“ setzt sich die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) bereits in vielfältiger Weise für Klimagerechtigkeit ein. Sie hat sich Klimaschutzrichtlinien verordnet, ruft zur Teilnahme an Klimastreiks auf und wirkt als „Auftankort für Aktivist*innen“. Ist das genug? Und ermutigt nicht die eigene Widerstandsgeschichte – angefangen vom Widerstand im Nationalsozialismus über die schwarze Bürgerrechtsbewegung und die Anti-Atom(waffen)proteste in den 80er-Jahren bis hin zur friedlichen Revolution in der DDR – zu radikalerem Handeln?

Andere Stimmen mahnen, dass Kirche nicht zu einer Nicht-Regierungsorganisation werden dürfe, die primär mit politischen Zielen verbunden werde. Statt das Apokalypse-Narrativ, das viele Aktivistinnen und Aktivisten bedienen, noch zu befeuern, solle Kirche ermutigen und trösten. Auch sei fraglich, ob es angesichts wachsender Demokratiefeindlichkeit ethisch vertretbar ist, gegen Regeln und Gesetze zu verstoßen und für die Bewahrung der Schöpfung gesellschaftlichen Unfrieden in Kauf zu nehmen.

Diese Fragen sollen beim Studientag „Zwischen Widerstand und Dialog. Kirche auf dem Weg zum (klima-)gerechten Frieden“ am 30. und 31. Januar im Christian Jensen Kolleg in Breklum diskutiert werden. Dazu werden aktuelle und historische Formen des Aktivismus mit Fachleuten aus Demokratie- und Sozialforschung, Theologie und Kirche beleuchtet. Neben der persönlichen Affinität zu unterschiedlichen Aktionsformen für einen sozial-ökologischen Wandel soll auch das Handlungspotential im eigenen Arbeitsfeld für konkrete Schritte zum (klima-)gerechten Frieden ausgelotet werden.

So wird Professor Dr. Christian Volk von der Humboldt-Universität Berlin einen Vortrag halten zu „Befördert ziviler Ungehorsam sozialen Wandel in einer Demokratie?“, Dr. Nils C. Kumkar von der Universität Bremen spricht zu „Gesellschaftliche und soziale Wirkungen des (Klima-)Aktivismus“. In einem Panel gehen Oberkirchenrätin Dr. Anne-Kathrin Pappert, Referentin für Nachhaltigkeit und Bioethik bei der EKD, Pfarrer Thomas Zeitler, der auch Mitglied von „Extinction Rebellion“ ist, sowie Pfarrerin Anna Böck, die Mitglied der „Letzten Generation“ ist, der Frage nach: „Welche Kirche braucht die sozial-ökologische Transformation?“.

Ein Abendpodium befasst sich mit der Frage „Widerstand oder/und Dialog – Wo steht Kirche im Blick auf den (Klima-)Aktivismus. Dazu gibt es einen Impuls der Präses der Synode der EKD, Anna Nicole Heinrich, im Anschluss diskutiert die Präses gemeinsam mit Anna Böck, dem Friedensbeauftragten des Rates der EKD, Landesbischof Friedrich Kramer, Nils C. Kumkar, Christian Volk und Thomas Zeitler dieses Thema. Diese Podiumsdiskussion kann auch über Zoom verfolgt werden.

Am zweiten Tag des Studientages gibt es ein weiteres Panel „Prozess zwischen Apokalyptik und Paradising. Theologische Fundierungen des klimapolitischen Aktivismus“ mit Thomas Zeitler und dem Referenten für Theologie und Wirtschaftsethik im Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt der Nordkirche, Dr. Constantin Gröhn.

Veranstalter des Studientages ist die Evangelische Akademie der Nordkirche, unterstützt von der Evangelischen Friedensarbeit im Raum der EKD. Das detaillierte Programm findet sich unter: https://www.akademie-nordkirche.de/veranstaltungen/aktuelles/1297. Die Online-Übertragung der Podiumsdiskussion kann kostenfrei verfolgt werden. Hierfür ist eine Anmeldung über breklum [at] akademie-nordkirche [dot] de (breklum[at]akademie-nordkirche[dot]de) erforderlich.