UN und Taliban sprechen über milliardenschwere Hilfe in Afghanistan

Genf (epd). Die Vereinten Nationen stehen in Kontakt mit den radikalislamischen Taliban über eine Koordinierung der humanitären Hilfe in Afghanistan. Die UN führten Gespräche mit allen relevanten Beteiligten, „darunter die de facto Behörden“ der Taliban, sagte der Sprecher des UN-Büros zur Koordinierung humanitärer Hilfe (Ocha), Jens Laerke, dem epd am Donnerstag in Genf. Er bestätigte ein Treffen von UN-Vertretern mit den Taliban am Mittwoch bei dem die de facto-Machthaber einen gemeinsamen Ausschuss über die Hilfslieferungen vorgeschlagen hätten. Noch hätten die UN aber keine konkreten Einzelheiten des Vorschlages erhalten.

Die UN erkennen die Taliban nicht als rechtmäßige Regierung des Landes am Hindukusch an. Zudem sind die Islamisten Ziel internationaler Sanktionen. Die Taliban hatten im August die Macht in Afghanistan übernommen. Seitdem sind Hilfsgelder in Milliardenhöhe eingefroren.

Am Dienstag hatte der UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths die Weltgemeinschaft zur Unterstützung der notleidenden Menschen in Afghanistan aufgerufen. Internationale Geber müssten den UN für die Anschaffung dringend benötigter Lebensmittel, Medikamente und anderer humanitärer Güter einen Betrag von fünf Milliarden US-Dollar (4,4 Milliarden Euro) zur Verfügung stellen. Gleichzeitig warnten die UN vor einer zunehmenden Entrechtung und Unterdrückung von Mädchen und Frauen durch die Taliban.

Laut Griffiths sollen die Hilfen in diesem Jahr 22 Millionen Kinder, Frauen und Männer in Afghanistan und knapp sechs Millionen Flüchtlinge in der Region erhalten. Rund 4,4 Milliarden US-Dollar (3,9 Milliarden Euro) sei für die Hilfe in Afghanistan vorgesehen. Das sei der größte jemals veröffentlichte UN-Hilfsaufruf für ein einzelnes Land. Rund 600 Millionen US-Dollar (530 Millionen Euro) veranschlagen die UN für die Versorgung afghanischer Flüchtlinge in den Nachbarländern.