Ukrainischer Präsident erhält in Aachen den Karlspreis

Hohe Auszeichnung für das ukrainische Volk und dessen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. In Aachen wurde ihm der Internationale Karlspreis überreicht. Mit der Auszeichnung werden Persönlichkeiten gewürdigt, die sich für die Einheit Europas einsetzen.

Aachen (epd). Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und das ukrainische Volk sind am Sonntag in Aachen mit dem Internationalen Karlspreis ausgezeichnet worden. Der Karlspreis wurde Selenskyj am Abend im Rathaus übergeben. Die Feierstunde fand unter hohen Sicherheitsauflagen statt, die Preisvergabe verzögerte sich um mehr als eine Stunde. Zuvor hatte der ukrainische Präsident Berlin besucht und mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sowie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gesprochen.

Bundeskanzler Scholz erklärte, das ukrainische Volk und sein Präsident leisteten seit dem 24. Februar vergangenen Jahres Unermessliches. „Mit allergrößter Tapferkeit verteidigt Ihr Euer Land gegen Russlands brutale Aggression. Mit ungeheurer Kraft trotzen alle Tag für Tag den russischen Invasoren.“ Die Ukraine verteidige zudem europäische Werte. Dabei könne sie sich auf die „volle Unterstützung“ Deutschlands verlassen: „Humanitär, wirtschaftlich und mit Waffen! Aber vor allem: auf Dauer!“, erklärte Scholz in seiner Laudatio vor rund 700 Gästen.

„Russlands Angriffskrieg hat nicht nur die Entschlossenheit der Ukraine als politische Nation gestärkt. Er hat die Entscheidung der Ukrainerinnen und Ukrainer, eine europäische demokratische Nation zu sein, unumkehrbar gemacht“, betonte der Bundeskanzler. Falls der russische Staatspräsident Wladimir Putin geglaubt habe, er könnte die ukrainische Nation mit Gewalt von ihrem Weg nach Europa abbringen, dann habe er „nichts als das Gegenteil bewirkt“. Die Verleihung des Karlspreises sei kein „Endpunkt“, sondern ein Auftakt. Der „Auftakt für unser weiteres Zusammenwachsen in Europa“, erklärte der Bundeskanzler.

Selenskyj bedankte sich für den Preis. Man stehe im Krieg gegen Russland einem Aggressor gegenüber, der die Geschichte zurückdrehen wolle und „zu jeder Grausamkeit und Gemeinheit“ fähig sei. Europa und andere Teile der Erde dürften keine Orte sein, „wo die Ambitionen von Tyrannen das Leben der Völker zerstören“. Um siegreich zu sein, brauche man aber weiter die Unterstützung Europas. Mit Blick auf Bundeskanzler Scholz lobte er die Entscheidung zur „Zeitenwende“ und die militärische Unterstützung für die Ukraine. Friedensverhandlungen machten derzeit keinen Sinn, da Russland kein Interesse an einer Einstellung der Kampfhandlungen habe. Seine Dankesrede hielt er zunächst auf Englisch und wechselte dann ins Ukrainische.

Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gratulierte dem neuen Karlspreisträger. „Ich freue mich, dass Ihre großen Verdienste für die Ziele und Werte Europas auf diese Weise gewürdigt werden“, erklärte Steinmeier in einem vom Bundespräsidialamt veröffentlichten Schreiben. „Wir sehen mit großer Hochachtung auf Ihr Land, auf seine Verteidigung vor den russischen Invasoren.“

Die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, bekundete ebenfalls die Solidarität Europas für die Ukraine. „Wir stehen an der Seite Präsident Selenskyjs. Wir stehen an der Seite der Menschen in der Ukraine. Wir stehen an Ihrer Seite, bis wir gemeinsam das Unmögliche möglich gemacht haben“, erklärte sie bei der Preisverleihung.

Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki bezeichnete den Preisträger in Aachen als „Vorbild für Europa“. Selenskyj sei „der erfolgreichste Führer auf der internationalen Bühne im 21. Jahrhundert. Seine Tapferkeit hat uns daran erinnert, wie wichtig es ist, Souveränität und Freiheit zu haben.“ Zugleich betonte er die Notwendigkeit eines Beitritts der Ukraine zur EU. „Europa kann nur vollständig vereint sein, wenn die Ukraine als volles Mitglied beitritt.“

Der seit 1950 verliehene Aachener Karlspreis gilt als eine der wichtigsten europäischen Auszeichnungen. Zu den Preisträgern gehören unter anderem die Altkanzler Angela Merkel, Helmut Kohl und Konrad Adenauer (alle CDU), der französische Präsident Emmanuel Macron und Papst Franziskus.