Sieben Beschäftigte von Hilfsorganisation im Gaza-Streifen getötet

Im Gaza-Streifen werden immer wieder auch humanitäre Helfer getötet. Sieben Beschäftigte einer Hilfsorganisation kamen jetzt bei einem mutmaßlichen Beschuss der israelischen Armee ums Leben. Der EU-Außenbeauftragte Borrell äußerte sich bestürzt.

Frankfurt a.M., Washington (epd). Im Gaza-Streifen sind sieben Beschäftigte der Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) bei einem israelischen Beschuss getötet worden. Wie die Zeitung „Haaretz“ am Dienstag berichtete, erklärte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, es handele sich um einen „tragischen Vorfall“, bei dem unschuldige Menschen im Gaza-Streifen getroffen worden seien. International sorgte der Vorfall, bei dem auch mehrere ausländische Helfer der Organisation ums Leben kamen, für Kritik.

Laut der in Washington ansässigen Organisation waren die Mitarbeitenden in zwei mit WCK-Logo gekennzeichneten gepanzerten Autos und einem weiteren Fahrzeug unterwegs, als sie getroffen wurden. Der Gründer der Hilfsorganisation, José Andrés, erklärte auf der Internetplattform X, ehemals Twitter, dass die Mitarbeitenden bei einem israelischen Luftschlag getötet worden seien.

Nach Angaben der World Central Kitchen hatten die Teammitglieder gerade ein Lagerhaus in der Ortschaft Deir al-Balah verlassen, wo mehr als 100 Tonnen Hilfsgüter entladen worden seien. Der Konvoi sei trotz der Koordination mit der israelischen Armee getroffen worden, hieß es. Als Reaktion auf den Angriff seien die Einsätze in der Region ausgesetzt worden.

Die getöteten Beschäftigten kamen nach Angaben der World Central Kitchen aus Australien, Polen, Großbritannien und den palästinensischen Gebieten. Zudem sei eine Person mit US-kanadischer Staatsbürgerschaft unter den Toten. Die israelische Regierung müsse aufhören, humanitäre Hilfe einzuschränken und Zivilisten sowie humanitäre Helfer zu töten, schrieb Andrés, der die weltweit tätige Organisation 2010 gegründet hatte.

Der israelische Armeesprecher Daniel Hagari kündigte in einem auf X verbreiteten Video eine Untersuchung an, um dem Vorfall weiter nachzugehen. Der Armeesprecher sprach nach eigenen Angaben auch mit WCK-Gründer Andrés. Dabei habe er den Angehörigen der Toten sowie der „gesamten World-Central-Kitchen-Familie“ im Namen der Streitkräfte sein Beileid ausgesprochen.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell verurteilte den Angriff. „Trotz aller Forderungen nach dem Schutz von Zivilisten und humanitären Helfern, sehen wir neue unschuldige Opfer“, schrieb er auf X.

Auch der Chef des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA, Philippe Lazzarini, äußerte sich bestürzt über die Tötung der WCK-Beschäftigten. Die Hilfsorganisation stellte dringend benötigte Unterstützung für eine hungernde Bevölkerung bereit, erklärte er auf X.

Der jüngste Krieg im Nahen Osten begann nach der Terrorattacke der radikal-islamischen Hamas gegen Israel am 7. Oktober. Als Reaktion überzog Israel den Gaza-Streifen mit einem massiven Bombardement, drang mit Truppen in das Gebiet ein und verhängte eine komplette Blockade. Bei den Kämpfen geraten immer wieder auch Helferinnen und Helfer unter Beschuss. So kamen allein mehr als 170 Mitarbeitende des UN-Palästinenserhilfswerks ums Leben.

Der UN-Sicherheitsrat hatte vergangene Woche eine sofortige Waffenruhe in dem umkämpften Gebiet gefordert. Zudem forderte das UN-Gremium mehr Hilfslieferungen für die Menschen im Gaza-Streifen.