Reformierte: Weltkirchenrat soll im Ukraine-Konflikt vermitteln

Genf/Karlsruhe (epd). Vertreter von reformierten Kirchen haben den Weltkirchenrat dazu ermutigt, der russisch-orthodoxen Kirche einen Ort des Dialogs anzubieten. Man solle allerdings nicht akzeptieren, wenn religiöse Sprache zur Rechtfertigung von Kriegen missbraucht werde, sagte der amtierende Generalsekretär der Weltgemeinschaft reformierter Kirchen, Hanns Lessing, nach Angaben des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in einer Bilanz der vergangenen ÖRK-Zentralausschuss-Sitzung im Juni.

Die Folgen des Ukraine-Krieges werden ein Schwerpunkt-Thema der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen vom 31. August bis 8. September in Karlsruhe. Das höchste Beschlussgremium des Dachverbandes findet etwa alle sieben Jahre statt. Zur ersten Vollversammlung in Deutschland werden rund 4.000 Teilnehmer erwartet.

Der russische Angriffskrieg von Präsident Wladimir Putin gegen die Ukraine hatte den ÖRK in Erklärungsnot gebracht, weil der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. die Aggression offen unterstützt. Kyrill ist das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche und gilt als Verbündeter von Putin. Die russisch-orthodoxe Kirche ist das größte Einzelmitglied des Ökumenischen Rates der Kirchen. Allerdings sind im ÖRK nur vereinzelt Stimmen zu vernehmen, die eine Aussetzung der Mitgliedschaft der russisch-orthodoxen Kirche fordern. Der ÖRK müsse ein Forum des Dialogs bleiben, in dem sich gegenseitige Positionen annähern könnten, hieß es.

Der ÖRK ist eine Gemeinschaft von 352 Kirchen aus mehr als 120 Ländern. Der Weltkirchenrat repräsentiert weltweit über 580 Millionen Christinnen und Christen. Zur Weltgemeinschaft reformierter Kirchen gehören 100 Millionen Christen aus reformierten, presbyterianischen, unierten und waldensischen Kirchen sowie vielen Freikirchen.