Präses Latzel mahnt zu Einhaltung des Völkerrechts im Nahost-Krieg

Nachtgebet für Frieden und eindringlicher Appell zur Beachtung des Völkerrechts: Die rheinische Kirche setzt sich für eine Eindämmung der Gewalt im Nahen Osten ein.

Düsseldorf (epd). Der rheinische Präses Thorsten Latzel dringt auf die Einhaltung des Völkerrechts im Nahost-Krieg und ein Ende der Kämpfe. „Wir sehen das Leiden der Menschen im Gaza-Streifen mit schon 24.000 Toten und setzen uns dafür ein, dass es beendet wird“, sagte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Die Kämpfe müssen schnellstmöglich beendet werden, damit die Menschen geschützt und versorgt werden.“ Die Landessynode der rheinischen Kirche hielt am Mittwochabend in Düsseldorf ein Nachtgebet für Frieden im Nahen Osten ab und startete eine Aktion gegen Antisemitismus.

Die palästinensische Zivilbevölkerung müsse Zugang zu sauberem Wasser, Essen, medizinischer Versorgung und zu sicheren Unterkünften haben, sagte Latzel dem epd. „Es darf nicht sein, dass sich dort eine humanitäre Katastrophe abspielt und dass es Hungertote gibt oder dass Menschen nicht mehr medizinisch versorgt werden. Das humanitäre Völkerrecht ist zu wahren.“ Auch die Gewalt jüdischer Siedler im Westjordanland müsse eingedämmt werden.

Selbstverständlich habe Israel das Recht, seine Bevölkerung zu schützen, unterstrich Latzel. Er verstehe auch das Ziel Israels, dass die radikalislamische Terrororganisation Hamas den israelischen Staat und seine Bevölkerung nicht mehr angreifen kann. Sicherheit für alle Menschen in der Region werde aber nicht dauerhaft durch militärische Gewalt erreicht werden können. Die Hamas forderte der Theologe auf, die mehr als hundert Geiseln freizulassen, die sie nach ihrem Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober noch immer in ihrer Gewalt hat.

„Es ist wichtig, sich dieses Leid vor Augen zu führen: die unvorstellbaren Massaker, die brutale sexualisierte Gewalt gegen Frauen, den Terror, der diesen Krieg ausgelöst hat“, sagte Latzel. „Wir hoffen, beten und engagieren uns dafür, dass die Geiseln freigelassen werden, dass die Kämpfe schnellstmöglich beendet werden und dass Versöhnungsprojekte wieder aufgenommen werden.“ Zugleich müsse sichergestellt werden, dass Israel nicht mehr von der Hamas bedroht werde.

Im Nachtgebet der rheinischen Landessynode rief die Vorsitzende der Union progressiver Juden in Deutschland, Irith Michelsohn, dazu auf, sich gegen Antisemitismus und Verschwörungsideologien zu stellen. „Geben wir der Finsternis keine Chance, um Angst und Verwirrung, Hass und Aggressivität unter uns zu vermehren“, sagte sie. Auch die Zivilbevölkerung im Gaza-Streifen leide unter dem Krieg zwischen Israel und der Hamas: „Das Leid auf beiden Seiten ist unermesslich! Viele Menschen haben alles verloren und auch die Hoffnung.“ Einsatz für Frieden sei dennoch wichtig, betonte Michelsohn: „Frieden muss immer wieder erarbeitet und aktiv praktiziert werden.“

Das Gebet wurde einem Musik-Ensemble begleitet, in dem Musikerinnen und Musiker jüdischer, muslimischer und christlicher Herkunft zusammen spielen. Im Anschluss gab es die Möglichkeit, sich mit verschiedenen Schildern gegen Antisemitismus fotografieren zu lassen und diese Botschaften in sozialen Netzwerken zu teilen. Präses Latzel hatte am Montag in seinem Jahresbericht vor der Landessynode Antisemitismus als „Gotteslästerung“ verurteilt. Zum Abschluss ihrer Beratungen will die Synode der zweitgrößten deutschen Landeskirche am Freitag eine Erklärung zu Antisemitismus verabschieden.