Ostermarschierer wollen Ende der Kriege in der Ukraine und in Gaza

Forderungen nach Abrüstung und Friedensverhandlungen stehen auch dieses Jahr im Zentrum der traditionellen Ostermärsche. Ein Experte warnt, die Bewegung dürfe nicht den Anschluss an die jüngere Generation verlieren.

Essen, Berlin (epd). Die Organisatoren der diesjährigen Ostermärsche fordern ein Ende der Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten. Statt einer „neuen Kriegsrhetorik, die die wirklichen Gefahren einer Kriegsentwicklung verharmlost“, brauche es eine neue Entspannungspolitik, vertrauensbildende Maßnahmen zwischen der Nato und Russland sowie die Anbahnung neuer Rüstungskontrollabkommen, sagte der Sprecher des Ostermarschs Rhein-Ruhr, Joachim Schramm, am Dienstag in Essen. Auch Jutta Kausch von der Friedenskoordination Berlin sagte, es seien Verhandlungen nötig, um die Kriege in der Ukraine und im Gaza-Streifen zu beenden.

Der dreitägige Ostermarsch Rhein-Ruhr, einer der bundesweit größten, startet am Karsamstag in Duisburg und macht bis zum Abschluss am Ostermontag in Dortmund unter anderem Station in Köln, Essen, Gelsenkirchen, Wattenscheid, Herne und Bochum. Zu den Demonstrationen, Kundgebungen und Aktionen für Frieden haben mehr als 50 Initiativen und Organisationen aufgerufen. Bundesweit sind nach Angaben des Netzwerks Friedenskooperative in Bonn mehr als 100 Ostermärsche geplant.

Schramm sieht mit Blick auf den Krieg in der Ukraine Deutschland in der Verantwortung, „zur Beendigung des Tötens beizutragen“. Das Leid der Menschen in dem Konflikt dürfe nicht ignoriert werden. Angesichts der Gewalt im Nahost-Konflikt forderte Schramm die palästinensische Terrororganisation Hamas auf, ihre israelischen Geiseln freizulassen und ihre Kämpfe zu beenden. An Israel appellierte er, die Lieferung von Nahrungsmitteln und Medikamenten in den Gaza-Streifen zu ermöglichen. Das Existenzrecht Israel sei selbstverständlich, es rechtfertige aber nicht unendliches Leid und „das Töten Zehntausender unschuldiger Menschen in Gaza“.

Scharfe Kritik äußerte Schramm an Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), der „mit dem Ruf nach Kriegstüchtigkeit eine verhängnisvolle Entwicklung in unserem Land angeheizt“ habe. Statt einer „neuen Kriegsrhetorik, die die wirklichen Gefahren einer Kriegsentwicklung verharmlost“, brauche es eine Entspannungspolitik. Lühr Henken von der Friedenskoordination Berlin warnte vor den sozialen Folgen steigender Ausgaben für Rüstung und Bundeswehr, die das „Zusammenleben sprengen“.

Der Friedensforscher Tobias Debiel von der Uni Duisburg-Essen schätzt Friedensdemonstrationen wie die Ostermärsche weiterhin als „enorm wichtig“ ein, die Friedensaktivisten dürften aber nicht den Anschluss an die jüngeren Generationen verlieren. „Um auch für Jüngere attraktiv zu sein, muss es von den Aktionen, Rede- und Kulturbeiträgen her bunter werden“ sagte der Wissenschaftler dem Evangelischen Pressedienst (epd). Um jüngere Menschen zu erreichen, müsse „das Klima- und Umweltthema stärker mit Friedensfragen verbunden werden“.

Die Ostermärsche der Friedensbewegung haben eine jahrzehntealte Tradition. Die Teilnehmerzahl lag Ende der 60-er Jahre sowie im Zuge der Debatte um den sogenannten Nato-„Doppelbeschluss“ und während der Golfkriege bei mehreren hunderttausend. In den vergangenen Jahren beteiligten sich jeweils einige zehntausend Demonstranten an den Aktionen.