Kirchen mahnen als Lehre aus Afghanistan mehr Ehrlichkeit an

Berlin (epd). Der Afghanistan-Einsatz ist nach Einschätzung der Kirchen an unrealistischen Zielen, systematischer Unehrlichkeit und mangelndem Wissen über die afghanische Gesellschaft gescheitert. Das geht aus einem Beitrag der Gemeinsamen Konferenz Kirche und Entwicklung (GKKE) hervor, den die evangelische Vorsitzende, Prälatin Anne Gidion, und der katholische Vorsitzende, Prälat Karl Jüsten, am Mittwoch in Berlin an den Vorsitzenden der Enquete-Kommission des Bundestages zu den Lehren aus Afghanistan, Michael Müller (SPD), übergaben.

Mit Blick auf die Entwicklungshilfe heißt es darin, dass trotz einiger Teilerfolge „mit sehr viel Geld vergleichsweise wenig erreicht wurde“. Die internationale staatliche Entwicklungszusammenarbeit habe sich auf die Städte und auf sichere Regionen mit Militärstützpunkten konzentriert und 60 Prozent des Landes nicht erreicht, hieß es.

Verfehlt worden sei das „angesichts der patriarchalen Gesellschaft hochgesteckte Ziel der Geschlechtergerechtigkeit“. Stattdessen sei in manchen Regionen allenfalls eine punktuelle Frauenförderung gelungen. Entwicklungsarbeit sei in Ländern wie Afghanistan wirksamer, wenn sie mit bescheidenen Zielen von unten wachse, auf Eigenverantwortung ziele und gesellschaftlich verankert sei.

Rückblickend stelle sich auch die grundsätzliche Frage, wie effektiv Entwicklungsarbeit sein könne, wenn sie gleichzeitig mit dem militärischen Einsatz und der Terrorbekämpfung erfolge und die Mittel an die afghanische Regierung und ihre Behörden gingen.