Kardinal Marx: Gewalt darf nicht das letzte Wort bekommen

München (epd). Für einen echten Frieden braucht es mehr als das Schweigen der Waffen, es braucht laut Kardinal Reinhard Marx echte Versöhnung. Marx sprach am Samstag (4. November) in einem Gottesdienst in der Basilika St. Bonifaz zum 75. Jahrestag der Gründung des Pax Christi Diözesanverbands München und Freising. „Die Gewalt darf nicht das letzte Wort bekommen“, sagte der Erzbischof von München und Freising.

Pax Christi sei zu Beginn „zuerst ein zutiefst geistlicher Aufbruch“ gewesen. Er sei nach dem Zweiten Weltkrieg aus der „Erfahrung des Gebetes, vor allem für die Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich“ hervorgegangen. Die christliche Friedensbewegung habe, so Marx weiter, aus dieser Zeit die Erfahrung mitgenommen, „dass es nicht ausreicht, Waffen zum Schweigen zu bringen, sondern, dass es notwendig ist, Völker zusammenzubringen“. Für die Auseinandersetzung mit Krieg und Frieden sei es von großer Bedeutung, „dass wir die Fragen der Wahrheit, der Verantwortung und der Schuld, wer Opfer und wer Täter war, nicht zu früh beiseiteschieben“. Hier habe Pax Christi viel geleistet. „Wir müssen darauf bestehen, dass Täter und Opfer nicht verwechselt werden.“

Es sei schon immer Bestandteil der kirchlichen Tradition gewesen, dass es „ein Recht zur Verteidigung gibt, wenn jemand ein Land angreift, und dass es eine Pflicht gibt, die Schwachen vor Gewalt zu schützen“. Gewaltlosigkeit dürfe daher niemandem aufgezwungen werden. Es dürfe aber auch nicht sein, „dass jemand, der dafür eintritt, aus tiefster Überzeugung, und danach lebt, lächerlich gemacht wird“, forderte Marx. Für echte Versöhnung brauche es Menschen mit langem Atem, die dafür sorgen, „dass Menschen einander wieder in die Augen schauen können“.