EU-Abgeordnete fordert Frauenquoten für Militär und Botschafterposten

Brüssel/Berlin (epd). Die Europaabgeordnete Hannah Neumann (Grüne) fordert Frauenquoten für das Militär sowie außen- und sicherheitspolitische Institutionen, damit Frauen zum Beispiel bei Friedensverhandlungen stärker Einfluss nehmen können. "Frauen sind insgesamt gesellschaftlich noch nicht bei der Parität mit Männern angekommen, aber im Bereich Sicherheit und Verteidigung ist es noch einmal schlechter", sagte Neumann dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das sei 20 Jahre nach der einschlägigen UN-Resolution nicht akzeptabel. Der Sicherheitsrat hatte die Resolution 1325 am 31. Oktober 2000 verabschiedet. Sie fordert mehr Schutz von Frauen und Mädchen in Konflikten und zugleich eine stärkere Rolle für sie zum Beispiel in Friedensprozessen.

Frauenquoten würden Gesellschaften insgesamt nutzen, sagte Neumann, die vor ihrer Zeit im EU-Parlament auch im ehemaligen Bürgerkriegsland Liberia gearbeitet hat. Denn Frauen brächten andere Perspektiven und Bedürfnisse ein. "In Liberia ging es für die UN darum: Was schützen wir eigentlich?" Ein gängiger Fokus des Militärs liege auf dem Schutz großer Straßen und Tankstellen. "Aber wenn man von der Bevölkerung her denkt, geht es eher um Schulen oder den Weg zum lokalen Markt." 

"Nicht jede Frau ist per se friedliebend", machte Neumann klar. Allerdings zeige die Erfahrung, dass die "Schurken und Menschenrechtsverbrecher" häufig Männer seien. Generell gelte: "Wenn Gesellschaften geschlechtergerecht sind, sind sie friedlicher."

Neumann ist im Verteidigungsausschuss des EU-Parlaments eine von sieben Frauen neben 23 Männern. Wenn die Zahl der Frauen im Ausschuss im selben Tempo steige wie bisher, dauere es 103 Jahre bis zu einem ausgewogenen Verhältnis. Noch schlimmer sei es teils beim Militär. So seien es bei der Armee des EU- und Nato-Staates Belgien beim derzeitigen Trend theoretisch 1.881 Jahre bis zur Parität, erklärte Neumann.

In der Bundeswehr steige der Frauenanteil aktuell um einen halben Prozentpunkt pro Jahr, hier wäre eine Steigerungsquote von etwa zwei Prozentpunkten erstrebenswert. Grundsätzlich bemühten sich Verantwortliche, die sonst "damit nichts am Hut haben", durch Quoten um Gleichstellung, weil ihre Leistung auch mit Blick auf ihre Erfolge in diesem Bereich beurteilt werde, argumentierte die promovierte Politologin. Sie selbst habe im politischen Bereich die Erfahrung gemacht, dass durch verbindliche Quoten Männer anfingen, Frauen zu suchen und zu fördern, da die Plätze frei seien und sie mit ihnen nicht darum konkurrieren müssten.

Direkt eine Frauenquote von 50 Prozent für die Bundeswehr einzuführen, sei dagegen "illusorisch", sagte Neumann. Auf anderen Feldern sei das aber machbar. Für den Europäischen Auswärtigen Dienst fordere sie bei den Botschaftern und Botschafterinnen eine Frauenquote von 50 Prozent.