Bericht: Wieder Tausende Landminen-Opfer im vergangenen Jahr

Landminen töten und verstümmeln vor allem Zivilisten, darunter viele Kinder. Die meisten Opfer wurden laut einem Bericht im vergangenen Jahr in Syrien registriert. Rüstungsgegner fordern deshalb ein universelles Verbot der Waffen.

Genf (epd). Landminen, Blindgänger und Munitionsreste haben im vergangenen Jahr erneut Tausende Menschen verletzt oder getötet: Mindestens 4.710 Menschen wurden laut dem neuen „Landminenmonitor“ Opfer der geächteten Sprengkörper. Mehr als 1.660 hätten ihr Leben verloren, über 3.000 hätten Verletzungen davongetragen, erklärte die Internationale Kampagne zum Verbot von Landminen (ICBL) in Genf in ihrem am Dienstag veröffentlichten Report. In den weitaus meisten Fällen habe es Zivilisten getroffen, die Hälfte davon seien Kinder gewesen.

Die meisten Opfer von Landminen und Munitionsresten wurden dem Bericht zufolge in Syrien registriert. Dort wurden 834 Fälle bekannt. Aus der Ukraine wurden 608 Fälle gemeldet. Inmitten des Krieges habe es dort einen Anstieg auf das Zehnfache gegeben, Russland habe seit seinem Einmarsch in der Ukraine im Februar 2022 in großem Umfang Antipersonenminen eingesetzt. Im Jahr 2021 habe die Zahl der Fälle noch bei 58 gelegen.

Auch der Jemen und Myanmar hätten im vergangenen Jahr jeweils mehr als 500 Tote oder Verletzte durch Minen und Blindgänger gemeldet, hieß es weiter. In einer Reihe von Ländern, darunter Kolumbien, Indien, Myanmar oder in der Sahel-Zone, hätten auch nichtstaatliche bewaffnete Gruppen im vergangenen Jahr die Waffen in ihrem Kampf genutzt.

In ihrem „Landminenmonitor“ analysiert die globale Kampagne jährlich die Umsetzung des Ottawa-Vertrags von 1997, der den Einsatz, die Herstellung, die Weitergabe und die Lagerung von Antipersonenminen verbietet. Derzeit gibt es 164 Vertragsstaaten.

Der neue Einsatz von Landminen sei die größte Herausforderung, betonte das Anti-Rüstungs-Netzwerk, das 1997 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Anlässlich der jährlichen Konferenz über das Minenverbot vom 20. bis 24. November in Genf, fordert die Hilfsorganisation Handicap International (HI) die internationale Staatengemeinschaft auf, Konfliktparteien dazu zu drängen, den Einsatz „dieser barbarischen Waffen“ einzustellen. Auch 26 Jahre nach Annahme des Vertrags über ein Verbot von Antipersonenminen töten und verstümmeln diese Waffen weiterhin.

Die Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ (HRW) forderte ebenfalls ein Ende des Einsatzes von Landminen. „Alle Länder, die Antipersonenminen noch nicht verboten haben, sollten dazu beitragen, den Opfern und dem Leid, das durch diese wahllosen Waffen verursacht wird, ein Ende zu setzen“, sagte der stellvertretende HRW-Direktor Mark Hiznay. „Nur durch die weltweite Einhaltung kann das Minenverbotsabkommen sein Ziel einer Welt ohne Antipersonenminen erreichen.“

Antipersonenminen seien Sprengkörper, die während und lange nach Konflikten Menschen töten und verletzen, mahnten die Autoren des „Landminenmonitors“. Sie würden über, unter oder auf dem Boden platziert und explodierten durch die Anwesenheit, Nähe oder Berührung einer Person. „Nicht geräumte Landminen zerstören Lebensgrundlagen, verwehren die Landnutzung und unterbrechen den Zugang zu lebenswichtigen Dienstleistungen in mehr als 60 Ländern und Gebieten.“

Laut dem Report sind 60 Länder und Gebiete durch Antipersonenminen verseucht. Neben 33 Vertragsstaaten mit aktuellen Räumungsverpflichtungen seien 22 Nichtvertragsstaaten und fünf weitere Gebiete betroffen.