Amnesty beklagt weit verbreiteten Missbrauch von Tränengas

Frankfurt a.M./London (epd). Menschenrechtler fordern eine Regulierung des internationalen Handels und der Anwendung von Tränengas. Eine Analyse von fast 80 Vorfällen in 22 Ländern und Gebieten rund um die Welt zeige, dass Tränengas von Ordnungskräften bei der Bekämpfung von Aufruhr sehr oft missbraucht werde und Menschenrechtsverletzungen begünstige, erklärte die Organisation Amnesty International in einem am Donnerstag in London und Hongkong veröffentlichten Bericht. Oft würden durch Tränengas Menschen verletzt oder sogar getötet.

In großen Mengen werde Tränengas etwa gegen friedliche Demonstranten in Hongkong und gegen Protestierende in vielen Städten in den USA eingesetzt, hieß es. Für die Studie hat Amnesty nach eigenen Angaben fast 500 Videos in sozialen Medien analysiert und von Experten auf Ort, Datum und Echtheit prüfen lassen. Die Aufnahmen hätten gezeigt, dass Tränengas in einen Pkw geschossen worden sei, in einen Schulbus, auf einen Trauerzug, in Kliniken, Wohnhäuser, U-Bahnen, Einkaufszentren und seltsamerweise auch in praktisch leere Straßen, teilte die Organisation mit. Die Videos stammten den Angaben zufolge aus Ländern wie Bolivien, Frankreich, Kolumbien, dem Kongo, Indien, dem Irak, dem Iran, den palästinensischen Gebieten, Simbabwe, dem Sudan und der Türkei.

Sicherheitskräfte argumentierten laut Amnesty oft, mit Tränengas könnten gewaltsame Demonstranten gestoppt werden, ohne dass schärfere Waffen nötig würden. Problematisch sei aber der widerrechtliche und hoch gefährliche Einsatz von Tränengas. Manchen Sicherheitskräften sei nicht bekannt, wie die rechtmäßige Anwendung ablaufen müsse, und anderen seien die Regeln schlichtweg egal. Dem Bericht zufolge feuerten Ordnungskräfte Tränengasgranaten manchmal direkt auf Einzelpersonen - mit tödlichen Folgen. Die Angriffe mit dem Reizgas träfen Klimademonstranten, Studenten, Kinder, Behinderte, medizinisches Personal, Journalisten, Migranten und Menschenrechtler. 

Nach Angaben von Amnesty erkennen die Vereinten Nationen und die EU inzwischen die Notwendigkeit an, den Export von weniger tödlichen Waffen zu regulieren. Tränengas müsse in diese Bemühungen einbezogen werden, forderte die Menschenrechtsorganisation.